Hamas veröffentlicht Video von in den Gazastreifen verschleppter Geisel (2024)

Krieg in Nahost

Unterstützer einer israelisch-amerikanischen Geisel protestieren vor der Residenz des israelischen Ministerpräsident Netanjahu, um einen Deal zur Freilassung aller Hamas-Geiseln zu fordern. Die Hamas hat zuvor ein Video einer aus Israel entführten Geisel veröffentlicht. ©picture alliance/dpa/AP/Maya Alleruzzo

Nach dem Angriff vom 7. Oktober hält die Hamas noch immer zahlreiche Menschen als Geisel. Nun hat sie ein Video veröffentlicht, dass ein Lebenszeichen einer Geisel zeigt. In Israel sorgt das einmal mehr für Proteste gegen die Regierung und deren Kurs im Kampf um das Leben der Verschleppten.

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Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hat am Mittwoch ein Video einer aus Israel in den Gazastreifen verschleppten Geisel veröffentlicht. "Ich wollte mit meinen Freunden abhängen und fand mich stattdessen mit schweren Verletzungen am ganzen Körper um mein Leben kämpfend wieder", sagt der Mann mit laut Hamas israelischer und US-Staatsbürgerschaft in dem Video auf dem offiziellen Kanal der Hamas im Onlinedienst Telegram.

Darin ist er auf einem Plastikstuhl vor einer weißen Wand sitzend zu sehen. Der Mann sagt, er sei am 7. Oktober - dem Tag des beispiellosen Großangriffs der Hamas auf Israel - schwer verletzt worden. Er beschuldigt Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und dessen Regierung, am 7. Oktober Tausende Israelis und seitdem auch die Geiseln im Stich gelassen zu haben. Die Geiseln seien unter der Erde, es fehle ihnen an Wasser, Nahrung und an medizinischer Versorgung.

Die Nachrichtenagentur AFP konnte die Echtheit und den Aufnahmezeitpunkt des Videos zunächst nicht unabhängig prüfen. Israelische Medien identifizierten den Mann als Hersh Goldberg-Polin, der am 7. Oktober vom Nova-Musikfestival in Südisrael entführt worden war.

Video löst Demonstrationen in Israel aus

Das US-Nachrichtenportal "Axios" berichtete, die Hamas habe das Video an Katar weitergeleitet. Das Golfemirat habe es am Montag an die USA geschickt. "Axios" zufolge übt Katar seit einiger Zeit Druck auf die Hamas auf, um einen Lebensbeweis der Geiseln zu erhalten und diesen an die USA weiterzuleiten. Für die Hamas gehe es darum, Druck auf Israel im Rahmen der Gespräche über eine Feuerpause und eine Freilassung von Geiseln aufzubauen.

Nach der Veröffentlichung des Videos kam es am Mittwochabend spontan zu Protesten in Israel. Hunderte Menschen versammelten sich in Jerusalem in der Nähe der Residenz des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, um für die Freilassung der Geiseln zu demonstrieren, meldeten mehrere Medien übereinstimmend. Darunter seien auch Freunde des entführten jungen Mannes gewesen, der auf dem zuvor veröffentlichten Video zu sehen war.

Polizeiangaben zufolge zündeten Demonstranten Feuer und Feuerwerkskörper an und warfen Mülltonnen um. Sie blockierten demnach auch den Verkehr. Sicherheitskräfte hätten versucht, sie auseinanderzutreiben. Vier Menschen wurden demnach festgenommen.

Medien verbreiteten zudem ein Video, das zeigt, wie Sicherheitskräfte den rechtsextremen Polizeiminister Itamar Ben-Gvir auf einer Demonstration zu seinem Auto bringen, während die Menge "Schande" skandiert.

Ben-Gvir, der auch Sicherheitsminister ist, hatte sich Berichten zufolge in der Vergangenheit bereits für ein Ende der Verhandlungen über die Freilassung der noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln eingesetzt, da im Gegenzug eine Feuerpause in Aussicht gestellt werden sollte.

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Geisel-Deal noch immer nicht in Sicht

Bereits seit Monaten fordern immer wieder Tausende Menschen von der Regierung einen weiteren Deal mit der Hamas, um die Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln zu erreichen. Die Hamas hat Berichten zufolge Vorschläge internationaler Vermittler abgelehnt.

Israel ist im Gegenzug nicht bereit, alle Forderungen der Hamas zu erfüllen. Angehörige der Verschleppten werfen auch der Regierung vor, einem Geisel-Deal im Wege zu stehen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte Anfang Februar gesagt, einem Abkommen "nicht um jeden Preis" zustimmen zu wollen.

Ausgelöst worden war der Krieg zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation durch den beispiellosen Angriff der Hamas am 7. Oktober. Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas und weiterer militanter Palästinensergruppen drangen dabei in israelische Orte ein und verübten Gräueltaten an Zivilisten.

Nach israelischen Angaben töteten sie etwa 1.170 Menschen, zudem verschleppten sie rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen. Israel schätzt, dass sich noch 129 dieser Geiseln im Gazastreifen befinden - darunter 34, die das Militär für tot hält.

Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher mehr als 34.200 Menschen getötet. (afp/dpa/thp)© AFP

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